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Farbe, Fläche und Raum bilden zugleich Form und
Inhalt der Werke Stefanie Lamperts. Losgelöst von außerbildlichen
Erscheinungen und Bedeutungen, von stofflicher Beschaffenheit und haptischer
Qualität basieren ihre Bilder und Bildobjekte auf rein abstraktem
und formal reduziertem Inventar. Das Augenmerk ist auf die ästhetische
Dimension der Farbe und Form und ihre Beziehung zum Raum gerichtet.
In Anlehnung an das traditionelle Leinwandformat variiert die Künstlerin
die Form des Recht-eckes. Monochrome Kompositionen fügen sich in
unterschiedlich proportionierte Flächen und treten als asymmetrische
Konfigurationen in einen spannungsvollen Dialog. Teils ineinander verschachtelt,
teils parallel einander zugeordnet interagieren die Module im Raum.Ob
klare, strahlende Farbigkeit oder dunkles Grau, das aus der Überlagerung
verschiedener Töne hervorgeht, besitzt die Farbe durch die vollkommen
unpersönliche Behandlung immer einen starken Eigenwert und behauptet
sich als autonomes Element. Die gleichmäßige Binnenstruktur
der Bilder und ihre stumpfe Textur schaffen den Eindruck räumlicher
Tiefe und Unergründlichkeit.
Neben flache Leinwandarbeiten treten solche, die zwischen Bild, Relief
und Objekt anzusiedeln sind. In diesen Bildobjekten dehnt sich die Farbe
über die Grenzen der Bildoberfläche aus und schließt den
Rand als gestalterische Fläche ein. Helle, leuchtende Farben an den
Seitenrän-dern werfen durch das Licht evozierte Reflexionen auf die
dahinterliegende Wand und die an-grenzenden Farbflächen. Die Interaktion
materieller und immaterieller Farben lassen Konturen verschwimmen, Module
verschmelzen und das Kunstwerk zu einem sinnlichen Ereignis von suggestiver
Kraft werden.
Licht als raumbildende Substanz tritt in den Kontext monochromer Malerei
und wird durch die Farbreflexion unmittelbar greifbar. Auf diese Weise
wird die Farbfläche in einen anderen Wahr-nehmungsbereich transportiert,
der ihre reale räumliche Umgebung miteinbezieht. Wandfläche,
Wandstruktur und Lichtquelle bilden die Variablen in dem Farb-Licht-Spiel.
Das gemalte Bild, als solches statisch und unveränderlich, gewinnt
durch die sich wandelnden Raum- und Licht-verhältnisse eine Eigendynamik,
so daß die Bilder nie in einen endgültigen Zustand treten.
Immer verändert sich das Kunstwerk in Abhängigkeit von den räumlichen
Gegebenheiten, wandelt sich das Verhältnis voneinander abgegrenzter
Farbfelder. Das Licht changiert in fließender Ansichtigkeit zwischen
Stillstand und Dynamik, Fläche und Raum, zwischen faßbarer
Erscheinung und reiner Transparenz.
Das formal-ästhetische Interesse an der Beziehung zwischen Farbe,
Fläche und Raum verfolgt Stefanie Lampert auch in Arbeiten, in denen
sie die geometrische Klarheit der mehrteiligen Lichtbilder
auf eine Fläche überträgt. Rechtwinklige Formen verbinden
sich hier zu Kompositionen, verlaufen in kontrolliertem Gestus über
die äußeren Grenzen der Bildoberfläche hinaus oder werden
vom Rand jäh beschnitten. Die sich zu allen Seiten hin öffnenden
Bilder schweben als Segmente im Raum und verlangen nach einer imaginären
Fortsetzung der Formen in der Vorstellung des Betrachters. Beziehen die
Lichtbilder durch ihre Reflexion
die Wandfläche unmittelbar mit ein, so erfahren diese ausschnitthaft
belassenen Bilder eine Weiterführung im realen Raum erst beim Sehen
in uns.
Das Bild, vermittelt als Fragment des realen Raums, hebt
die Grenze zwischen Bild- und Betrachterraum auf. Stefanie Lampert konzipiert
das Kunstwerk als Erfahrungsraum unseres Blicks und lotet die Subtilität
und Flexibilität der optischen Wahrnehmung aus.
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